Eine sehr wertvolle Erfahrung

Die beiden Wolfurter Nachwuchstalente Elias Mark und Tobias Kirchberger sind bekanntlich letzten August ihrem Trainer David Carrasco ins spanische Lleida gefolgt, um dort an ihrer Entwicklung weiter zu arbeiten. Die beiden 16jährigen gaben in einem exklusiven Interview Einblick in ihr katalonische Rollhockeyleben.

Elias und Tobias, ihr seid ein halbes Jahr in Spanien. Wie geht´s euch zur Halbzeit?
E: Danke, es geht uns soweit sehr gut. Wir haben uns nach einer Eingewöhnungszeit relativ rasch an den Alltag gewöhnt, wobei schon zu sagen ist das die Belastung zu Beginn schon ungewohnt hoch war. Mit Beginn der Schule sind wir dann richtig in Takt gekommen und hatten auch wenig Zeit für andere Dinge.

Hat es eure Erwartungen bisher erfüllt?
T: Jein, denn einerseits sind wir mit richtig großer sportlicher Erwartung hierhergekommen und das Niveau in den Kategorien unseres Alters haben wir etwas höher eingestuft. Im Gegensatz dazu haben wir aber das Privileg und die Möglichkeit bekommen, in der ersten Mannschaft mit zu trainieren. Das Niveau in der OK-Liga ist ein anderes Level, das Tempo und die Intensität ist unbeschreiblich.

Wie geht’s euch mit der Verständigung?
T: Inzwischen relativ gut, wir haben ein Mix aus Katalanisch, Spanisch und Englisch. Verstehen tun wir bereits relativ viel, wobei wir viel mehr katalanisch wie spanisch kommunizieren. Der Vorteil ist, das vieles abgeleitet wird und dadurch der Unterschied zu den Sprachen nicht so groß ist. Im Training z.B. wird katalanisch gesprochen und da verstehen wir schon so gut wie alles.

Was ist in Lleida denn anders als im Vergleich zu Wolfurt?
E: Also einerseits das Leben. Lleida ist eine Stadt mit 140.000 Einwohner, das kannst du so nicht direkt vergleichen. Hier gibt es Hochhäuser, viele Menschen und in Summe ist es eben eine Großstadt wo nicht jeder jeden kennt. Es ist einfach alles größer und lebendiger. Dann kommt die spanische Kultur, die uns schon sehr gefällt. Die Essenszeiten hier sind zum Beispiel Mitte Nachmittag um die 16.00 Uhr und auch am Abend wird nie vor 21.00 Uhr Abend gegessen. Entsprechend geht man auch später ins Bett. An das mussten wir uns gewöhnen, so sind z.B. auch die Trainingszeiten ganz anders wie in Wolfurt. Während die Profis um 16.00 Uhr trainieren, startet die 2. Herrenmannschaft erst um 21.30 Uhr mit dem Training.

Wie sieht denn eine typische Woche bei euch beiden aus?
T: Relativ einfach, Schule von 08.00 bis 15.00 Uhr, dann schnell essen und um 16.00 Uhr Training, dann 2,5 Stunden Pause für Regeneration und um 21.30 Uhr nochmals Training. Am Wochenende ist trainingsfrei, dafür haben wir 2-3 Match je Wochenende. Nachdem wir in der 2. Mannschaft, U20 und U18 Junioren im Einsatz sind, kann es schon auch mal 2 Spiele am Tag werden. In Summe sind wir mit 7x wöchentlichen Trainings und 2-3 Matches am Wochenende voll ausgelastet.

Wie laufen denn die Auswärtsspiele so ab?
T: Das ist ein großer Unterschied, denn im Vergleich zu Wolfurt fährt man hier nicht gemeinsam. Treffpunkt ist am Spielort, die kürzeste Distanz ist Alpicat mit ca. 20 Minuten und maximal sind wir 2 Stunden unterwegs. Lleida liegt jetzt nicht gerade zentral und haben wir daher im Schnitt schon immer eine gute Stunde Fahrzeit zu den Auswärtsspielen. Leider ist dadurch schon auch etwas der Zusammenhalt des Teams ein anderer. Aber wir kennen das natürlich anders, bei stundenlangen gemeinsamen Autofahrten durch die Schweiz entstehen eben auch andere Beziehungen. Aber an der Anzahl der Teams die hier jeder Verein und jede Kategorie hat, ist das anders gar nicht organisierbar. Als Beispiel von Lleida, hier spielen jedes Wochenende alle 15 Nachwuchsteam entweder zuhause oder irgendwo in Katalonien.

Elias, du hattest bereits mehrfach die Möglichkeit, in der OK-Liga aufzulaufen. Ein Erlebnis?
E: Ja, es war brutal, egal ob in Girona, Igualada oder hier in Lleida gegen Calafell einzulaufen. Das ist ein Traum von dem so viele schwärmen und dann kommt so ein 16jähriger Typ aus Wolfurt daher und schafft das. Speziell im Auswärtsspiel gegen Barca mit dabei sein zu können, war surreal. Da läufst du in Palau Blaugrana ein, siehst die ganzen Superstars hautnah und begrüßt und verabschiedest dich von denen, als ob das normal ist. Eine wirklich coole Erfahrung auch wenn es für Einsatzminuten bisher noch nicht gereicht hat. Aber das Niveau in der OK-Liga ist einfach extrem hoch, da muss man auch Realist bleiben.

Wie läuft denn die Vorbereitung auf ein OK-Liga Spiel?
E: Sehr viel über Videoanalyse, in der Woche vor dem Spiel gibt es bestimmt 2x Videoanalysen und von den 4 Trainings wird maximal die Hälfte intensiv trainiert und der Rest für Spielszenen und taktische Varianten einstudiert. Eigentlich richtet sich die ganze Trainingswoche auf das Spiel am Wochenende aus. David Carrasco als Co-Trainer hat z.B. die Aufgabe, die Taktik, das Verhalten der gegnerischen Torhüter aber auch wie die Direkten Freistöße/Penaltys geschossen werden, zu analysieren. Und das wird dann eben in den Trainings geübt und besprochen.

In Katalonien gibt es überall Rollhockey, hunderte Mannschaften aus unzähligen Vereinen spielen in zig verschiedenen Ligen – hat man da noch einen Überblick?
T: Wir spielen mit der 2. Mannschaft in der 6. Liga, das ist schon relativ weit hinten aber so viele Menschen hier spielen und kennen Rollhockey. Dazu brauchts natürlich auch eine Infrastruktur, d.h. es sind nicht überall perfekte Hallen aber zumindest Spielflächen sind viele vorhanden. Mit der U20 sind wir in der oberen Division aber in der Tabelle weit hinten, umgekehrt verhält es sich mit der U18 Mannschaft. Da sind wir in der unteren Division aber spielen ganz vorne mit und unser großes  Ziel ist es auch, beim Meisterturnier dann dabei zu sein.

Ihr seid sowas wie Prototypen, vielleicht auch Vorbilder für andere diesen Weg einzuschlagen. Was empfiehlt ihr Nachahmer?
T: Das wichtigste ist, sich über den Verein im Vorfeld ausreichend zu erkundigen. Wie gut ist die Nachwuchsarbeit, welche Möglichkeiten bieten sich mir, etc. Es ist nicht so, das hier auf Spieler aus Vorarlberg gewartet wird, diese Erwartung darf man nie haben. Lleida hat in den Kategorien wo wir spielen vielleicht ein niedrigeres Niveau wie es z.B. Igualada hat, dafür aber haben wir die außerordentliche Möglichkeit bekommen, bei den Profis mit zu trainieren. Aber auch das ist nicht verständlich, wir müssen schon auch unsere Leistung konstant liefern, damit uns dieses Privileg erhalten bleibt.

Was vermisst ihr denn so?
E: Die Atmosphäre, das Herz und die Leidenschaft die in Wolfurt so präsent ist. Leider spielen wir hier vor sehr wenig Zuschauer, entsprechend wenig lautstarke Unterstützung kommt von den Zuschauerrängen. In Wolfurt werden die Spiele viel intensiver betrachtet, damit meine ich eine Niederlage ist eine halbe Katastrophe aber hier wird relativ rasch zur Tagesordnung übergegangen. Das hat vielleicht auch damit zu tun, weil es viel mehr Spiele gibt. Nur als Beispiel, wir haben hier bereits 30 Meisterschaftsspiele in den Beinen, da ist eine Niederlage dann vielleicht eher mal eine von vielen.

Zum Abschluss noch, wollt ihr euren Freunden und Vereinsmitglieder was ausrichten?
Ja, das es uns hier gut geht und liebe U17 Kollegen, bleibts auf dem Drücker denn nächstes Jahr wollen wir mit euch U20 spielen. An die Mitglieder, Fans und Unterstützer, bleibt dabei – ihr seid ganz wichtig für einen Verein, das ist uns hier klar geworden. Wir freuen uns schon riesig darauf, bald wieder mit und für euch in der Hockeyarena spielen zu können. 

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